Makuladegeneration: „Ich bin nicht blind, ich sehe nur anders!“

Mit der Diagnose von nAMD (feuchte AMD) oder DMÖ verbinden viele Betroffene die Angst, langsam zu erblinden. Hinzu kommt oft ein Gefühl der Hilflosigkeit und die Gewissheit, dass beide Erkrankungen nicht heilbar sind. Aber: Mit einer frühzeitigen und regelmäßigen Behandlung und einem gesunden Lebensstil können Sie das Fortschreiten der Netzhauterkrankung hinauszögern.

 

Erschienen am 02.02.2024

Monika, 62, ist seit vielen Jahren von einer nAMD (feuchte AMD) betroffen. Die Netzhauterkrankung hat sich auf beide Augen ausgedehnt. Vor dem Gesetzgeber gilt sie als blind, weil der Visus, also ihre Sehschärfe, sehr gering ist. Sie selbst empfindet sich jedoch nicht als blind – sie sieht eben anders. Monika sieht unscharf, erkennt aber nach wie vor Menschen, nimmt am sozialen Leben teil und geht regelmäßig zur Behandlung bei ihrem Augenarzt.

Landschaftsbild mit See und Wald, in der Mitte unscharf
nAMD (feuchte AMD) und DMÖ zeigen sich auf ganz unterschiedliche Weise.
nAMD (feuchte AMD) und DMÖ zeigen sich auf ganz unterschiedliche Weise.

Vielleicht haben Sie im Arztgespräch oder im Freundeskreis davon gehört, dass nAMD (feuchte AMD) und DMÖ zur Erblindung führen können. Eine Vorstellung, die zahlreiche Fragen und Ängste hervorrufen kann: Der Gedanke daran, das Augenlicht zu verlieren, kann Traurigkeit und Verlustgefühle hervorrufen. Worauf kann ich mich noch freuen, wenn ich meine Familie nicht mehr sehen kann? Kann ich weiter mobil sein und selbstbestimmt leben? Wie komme ich im Alltag zurecht, wenn ich nichts mehr sehen kann?

Landschaftsbild mit See und Wald, dunkler Fleck iin der Mitte
Bei einer Netzhauterkrankung entwickelt sich die Sehschärfe individuell: Manchen Menschen sehen einen grauen Fleck
Bei einer Netzhauterkrankung entwickelt sich die Sehschärfe individuell: Manchen Menschen sehen einen grauen Fleck

Doch selbst wenn beide Augen in einem fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung sind, ist es möglich, Dinge zu erkennen und sich zu orientieren.1 Denn: Das Umgebungs- und Orientierungssehen bleibt erhalten. Von dem fortschreitenden Verlauf der Erkrankung ist in der Regel nur die Makularegion betroffen, also der Ort des schärfsten Sehens – die übrige Netzhaut verändert sich nicht.2 Stellen Sie sich vor, Sie halten sich eine Hand vor das Gesicht: In der Mitte ist es dunkel, aber außen herum bleiben Dinge erkennbar. In der Fachsprache heißt das „peripheres Sehen“. Die Peripherie, also die äußeren Ränder, bleiben weiter sichtbar.

Landschaftsbild mit See und Wald und dunklen Flecken in der Mitte
Manche Menschen sehen mehrere dunkle Flecken oder verzerrt.Die äußeren Ränder sind weiterhin sichtbar.
Manche Menschen sehen mehrere dunkle Flecken oder verzerrt.
Die äußeren Ränder sind weiterhin sichtbar.

“Ich bin nicht blind, ich sehe nur anders”

- Monika, 62, nAMD-Patientin

DMÖ und nAMD (feuchte AMD): Blind ist nicht gleich blind

Blindheit bedeutet also nicht, dass Sie gar nichts mehr sehen. Der sozialrechtliche Ausdruck der Erblindung bezieht sich auf den Visus, also die Sehschärfe. Aber selbst, wenn der Visus eingeschränkt ist, sieht man nicht alles schwarz. In der Regel führt eine Netzhauterkrankung nicht zu einer vollständigen Erblindung. Die Sehbehinderung kann aber insgesamt so stark sein, dass sie sozialrechtlich als „Blindheit“ eingestuft wird und zum Beispiel ein Anspruch auf Blindengeld besteht.1

 

Um eine einheitliche Regelung zu den verschiedenen Graden einer Seheinschränkung zu finden, hat sich der Gesetzgeber auf folgende Kriterien verständigt:4

Sehbehinderung: Sehschärfe (Visus) kleiner 0,3 (30 %)

Hochgradige Sehbehinderung: Sehschärfe kleiner 0,05 (5 %) oder gleichartige Störungen des Sehvermögens

Blindheit: Sehschärfe kleiner 0,02 (2 %) oder Gesichtsfeld kleiner 0,05 (5 %). Die Sehbehinderung ist insgesamt so stark, dass sie sozialrechtlich als „Blindheit“ eingestuft wird

 

Wenn Menschen in Deutschland ihre Sehbehinderung amtlich anerkennen lassen, wird der Grad der Behinderung in erster Linie nach der Sehschärfe bemessen. Mit der Beantragung eines Schwerbehindertenausweises belegen Sie Ihre Rechte als schwerbehinderter Mensch. Sie können damit die vom Gesetzgeber geschaffenen Nachteilsausgleiche in Anspruch nehmen. Hochgradige Sehbehinderung und Blindheit werden immer mit einem Grad der Behinderung von 100 bewertet.5

DMÖ und nAMD (feuchte AMD): Sehverlust aufhalten

nAMD (feuchte AMD) und DMÖ sind chronische Erkrankungen, die Sie langfristig begleiten. Für beide Netzhauterkrankungen gilt: Je früher sie erkannt und behandelt werden, desto Erfolg versprechender ist die Therapie.6,7

In frühen Krankheitsstadien führt die gezielte Behandlung des DMÖ oft zu einer deutlichen Besserung der Sehschärfe.7 Unbehandelt kann ein DMÖ zum vollständigen Verlust der Sehkraft führen.8 Für Menschen mit Diabetes sind deshalb regelmäßige Kontrolluntersuchungen der Augen von besonderer Bedeutung.

Für Betroffene mit nAMD (feuchte AMD) gilt ebenfalls: eine regelmäßige, gezielte Therapie verringert das Erblindungsrisiko.6 Das Fortschreiten der Erkrankung kann verlangsamt und zeitweise gestoppt werden – eine Heilung gibt es bisher nicht. Eine langfristige, regelmäßige Therapie zahlt sich also aus.

Neben regelmäßigen Kontrollterminen bei Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt können Sie auch selbst dazu beitragen, Ihr Sehvermögen trotz Erkrankung lange zu erhalten. Dazu gehört unter anderem eine gesunde, nährstoffreiche Ernährung. Hören Sie auf zu Rauchen! Nikotin ist ein deutlicher Risikofaktor für eine Netzhauerkrankung: Raucherinnen und Raucher erkranken im Durchschnitt 5,5 Jahre früher an nAMD (feuchte AMD) als Menschen, die nie geraucht haben und 4,4 Jahre früher als ehemalige Raucherinnen und Raucher.10, 9

Mit regelmäßiger Bewegung, am besten an der frischen Luft, tun Sie sich und Ihrem Körper etwas Gutes: Ein Spaziergang ist nicht nur gesund, sondern macht auch gute Laune. Bewahren Sie sich den positiven Blick auf das Leben!

Auch wenn Sie manchmal das Gefühl haben, dass sich die Sehschärfe nicht verbessert und Sie keine Lust auf den Besuch bei Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt haben: Bleiben Sie am Ball!
 

Eine regelmäßige Therapie kann die Sehschärfe verbessern und das Fortschreiten der Erkrankung hinauszögern.10

Inhaltlich geprüft: M-DE-00020098